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Gastbeitrag: Eine neue Generation in der Industrie
Gastbeitrag: Eine neue Generation in der Industrie
Unternehmen

Gastbeitrag: Eine neue Generation in der Industrie

Carina Mieth ist Elektrotechnikerin, hat viele Jahre bei Trumpf die Themen KI und Nachhaltigkeit mit verantwortet. Sie wechselt jetzt in die Beratung, schreibt an ihrer Doktorarbeit und weiß, was eine neue Generation in und von der Industrie fordert.

Gastbeitrag: Eine neue Generation in der Industrie

7 Thesen

  1. Die Fabrik der Zukunft muss ökologisch, ökonomisch und sozial gestaltet sein. Junge Menschen wollen nicht in einem Umfeld arbeiten, das in Wertschöpfungsketten Menschen oder die Umwelt ausbeutet. Ohne klares Bekenntnis zur Nachhaltigkeit in den Prozessen gewinnen Unternehmen keine Fachkräfte mehr. Greenwashing erkennen die meisten sehr schnell.
  2. Wir haben viele Jahre über das Teilen und Sammeln von Produktionsdaten diskutiert. Die Energiedaten waren bei vielen Unternehmen außen vor. Wir müssen aber Produktions- und Energiedaten zusammenführen. Die Automatisierung kann uns dabei helfen, um Energie, Wasser und CO2 einzusparen. Die Produktion wird deshalb noch flexibler werden müssen, um schnell auf Veränderungen im Energiemarkt reagieren zu können. Es kann sich für Unternehmen in Zukunft lohnen, eher Energie ins Netz zu speisen als diese vor Ort zu nutzen. Dann muss die Produktion aber in der Nacht automatisiert nachgeholt werden. Wir brauchen also Transparenz auf dem Shopfloor und bei der Energie.
  3. Die Industrie muss beim Thema Energie zusammenarbeiten. Viele Firmen können voneinander profitieren, wissen es aber oft nicht. Wenn wir Energiedaten im Gewerbegebiet mit den Nachbarn teilen und analysieren, können Mehrwerte entstehen. Schon heute gibt es Vorbilder dafür.
  4. KI-Projekte fokussieren in der Industrie momentan vor allem die Einsparung von Zeit oder die Verbesserung der Qualität. Nur selten nutzen Unternehmen KI-Ansätze um Energie, Wasser oder CO2 zu sparen.
  5. Unternehmen müssen sich die Frage stellen: Wie grün ist mein KI-Projekt? Es gibt vielversprechende Ansätze aus der Forschung, die den KI-Verbrauch beim Trainieren von Modellen analysieren und dem User visualisieren.
  6. Wir werden weiterhin klassische Massenproduktion in den Werken haben aber gleichzeitig auch viele Matrixproduktionen, die über AMRs, angebunden sind. Mit Methoden wie dem Reinforcement-Learning können Fabriken neu geplant, simuliert und in Betrieb genommen werden. Aber: eine noch individuellere Produktion bedeutet auch weiterhin komplexe Fabrikstrukturen.
  7. Wir müssen Arbeit in der Produktion aufwerten – technologisch, aber auch durch neue Organisationsformen und Weiterbildungsangebote. In der Pandemie haben vor allem die Mitarbeitenden in den Büros vom Home-Office profitiert. Deshalb müssen Unternehmen zukünftig in Mischmodellen denken. Können Mitarbeitende in der Fertigung und im Büro arbeiten? Gleichzeitig schaffen wir mit modernen Technologien begehrte Arbeitsplätze. Aber auch die Werkerinnen und Werker müssen sich auf die neue Produktionswelt einstellen. Menschen in der Produktion müssen sich bewusst sein, welche Daten erhoben werden und wie ihre Tätigkeit sich in erhobenen Daten wiederspiegelt (Transparenz). Werden automatisiert Entscheidungen getroffen, die einen Einfluss auf den Werker und dem ihm zugewiesenen Prozesse haben, sollten diese von ihm nachvollzogen werden können (Erklärbarkeit). Das steigert die Akzeptanz und damit auch den Erfolg der digitalen Technologien im Einsatz am Band.

Diese und weitere Folgen zur Fabrik der Zukunft finden Sie in unserem Tech-Podcast Kanal "Industrie neu gedacht" bei allen bekannten Plattformen oder Sie können direkt hier über Podigee abonnieren.

Ansprechpartnerin für den Tech-Podcast von Bosch Rexroth: Susanne Noll

Nehmen Sie gern Kontakt mit Bosch Rexroth auf!